Unterstützt von seinem Ausbildungsbetrieb Betz Technik in Eschenrod und dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, schließt junger Flüchtling erfolgreich seine Ausbildung ab

(v.l.) Tobias Haas, Caroline Seifert, Habtom Hagos Gebretios, Julia Kniese und Philip Binner. Foto: BWHW

Im März 2014 kam Habtom aus seiner Heimat Eritrea als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland. Damals war er gerade einmal 15 Jahre alt, und eine lange Reise über Äthiopien, den Sudan, Libyen und Italien lag hinter ihm. Heute, sieben Jahre später, ist er Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei der Firma Betz Technik in Eschenrod. Hier hat er mit Unterstützung durch das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) im Projekt „Wirtschaft integriert“ erfolgreich seine Ausbildung absolviert. Innerhalb kürzester Zeit lernte Habtom in Sprachkursen Deutsch, holte seinen Hauptschulabschluss nach und machte anschließend seinen Realschulabschluss an der Schule für Erwachsene in Alsfeld. Im Gespräch mit Habtoms Chef Michael Weber dem Geschäftsführer der Firma Betz Technik, und seinem Ausbilder Tobias Haas wird deutlich, dass Habtom seinen Weg gehen will. „Während seiner Ausbildung zeigte er, dass er sehr wissbegierig und zielstrebig ist“, so Weber.

Der erste Kontakt durch den Sportverein

Der Kontakt zu Habtom entstand über den Sportverein KSV Eschenrod, erzählt Michael Weber. Die Firma Betz unterstützt seit Jahren die Jugendarbeit und den Fußball im eigenen Ort. Durch den damaligen Sportbeauftragten kamen beide ins Gespräch und bekundeten Interesse an einer Zusammenarbeit. So begann Habtom im Sommer 2017 die Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Allerdings stellte sich die Anwendung der deutschen Sprache im beruflichen Bereich als Herausforderung dar. Die alltägliche Kommunikation funktionierte, doch bei Fachausdrücken und Aufgabenstellungen wurde es schwierig. Neben der Fachsprache stellten Habtom auch die deutschen Standards, wie Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Qualität vor Herausforderungen. „Ein Kollege fragte mal, als ich etwas schief gebaut habe, ob ich es nehmen würde, wenn ich Kunde wäre. Da habe ich verstanden, dass ich immer genau arbeiten muss“, erzählt er. In der Praxis erhielt Habtom sehr gute Unterstützung im Betrieb: Es waren immer alle für mich da. Meine Kollegen zeigten mir, dass sie mir helfen wollten. Ich konnte alles fragen.“ Die fachlichen Defizite in der Theorie, vor allem bedingt durch die Sprachbarriere, blieben auch nach dem ersten Ausbildungsjahr bestehen. So suchte das Unternehmen Betz Technik nach einer Lösung, um den jungen Mann während seiner Ausbildung zu unterstützen. Auf einer Ausbildungsmesse in Alsfeld wurde Michael Weber auf das Angebot „Ausbildungsbegleitungplus“ im Rahmen der Landesinitiative „Wirtschaft integriert“ aufmerksam.

Erfolgreiches Unterstützungsangebot

Mit „Wirtschaft integriert“ wird in Hessen der erfolgreiche Berufsabschluss für Flüchtlinge und andere Menschen, die Deutschförderung benötigen, realistisch. „Wirtschaft integriert“ unterstützt diese Personen durch eine kontinuierliche Förderkette von der beruflichen Orientierung bis zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss. Der Projektbaustein „ABplus“ bietet den jungen Menschen und Ausbildungsbetrieben eine intensive, speziell auf die Zielgruppe abgestimmte Begleitung und Beratung während der gesamten Ausbildungszeit. Das begleitende Angebot ist eine Kombination aus Stütz- und Förderunterricht, berufsbezogener Sprachförderung, Integrationshilfe sowie sozialpädagogischer Begleitung und findet in Kleingruppen statt. „Das Bildungswerk sprach uns aktiv an, ob wir uns sowas vorstellen können. Wir haben dann die Chance genutzt und es in Angriff genommen. Es war keine Frage, Habtom die Chance zu geben“, so Weber. Tobias Haas blickt positiv auf die Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk und das Unterstützungsangebot zurück: „Die Leistungen haben sich dann zügig verbessert, als der Stützunterricht mit Habtoms Dozenten Philip Binner anfing. Dann ging es ziemlich steil nach oben.“ Auch Habtom ist sehr dankbar für die Unterstützung durch seine Ausbildungsbegleiterin CarolineSeifert und Philip Binner vom Bildungswerk. „Ich denke, es wäre sehr schwierig gewesen, die Ausbildung ohne die Nachhilfe weiter zu machen oder zu schaffen.“ Nicht nur Habtom und sein Ausbilder sind überzeugt vom Projekt „ABplus“, sondern auch Michael Weber. So hat eine gute Kommunikation zwischen Betrieb und Bildungswerk über die Personalreferentin des Betriebs, Julia Kniese, für die effektive Gestaltung von Unterstützungsangeboten gesorgt. „Heute kann ich sagen, es ist eine tolle Sache, die uns und vor allem Habtom enorm halfen“, so Weber.

Ausbildung in der Tasche – Das Arbeitsleben beginnt

Im Januar 2021 hat Habtom seine Ausbildung zum Elektroniker erfolgreich bestanden. Der Abschluss eines Arbeitsvertrages im Anschluss an die Ausbildung war für den Betrieb aufgrund der guten Leistungen von Habtom eine logische Entscheidung. Für Habtom war es eine Herzensangelegenheit die Ausbildung zu bestehen, um seinem Chef und den Mitarbeitern im Betrieb und im Bildungswerk für die Unterstützung zu danken: „Ich möchte meinem Chef und meinem Ausbildungsbetrieb das zurückgeben, was sie mir als Chance ermöglichten.“